Bettina
Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen.
Josef hat auf seinem Lebensweg viele Menschen berührt und in allen unseren Herzen solch ein Denkmal hinterlassen.
Josef wurde am 8.10.1934 als viertes von sieben Geschwistern geboren, in den turbulenten Jahren der Vorkriegszeit. Während seiner Kindheit musste er viel erleben und hat trotzdem nie seine Fröhlichkeit und Herzlichkeit eingebüßt, und er hat uns immer viel von damals erzählt, von seinen Geschwistern und wie anders das Leben damals noch war. Bereits als Kind liebte er die frische Luft, die Arbeit draußen auf dem Feld und scheute keine Mühe – als sein Vater einrücken musste, übernahm er mit dem Großvater die Versorgung der Wirtschaft und das mit Leidenschaft. Sein Leben lang war er immer schon für seine Familie da: Im tiefsten Winter, als der Schnee meterhoch lag, stand er extra noch im Dunkeln auf, spannte das Pferd vor den Pflug und brachte seinen Bruder Franz quer über die Felder zum Bahnhof, damit er in die Schule fahren konnte. Ohne Josef hätte Franz bestimmt viele Tage in der Schule versäumt. Er freute sich immer, wenn er jemandem helfen konnte, das hat sich nie geändert.
Mit 24 Jahren lernte er dann Anna Baum kennen, seine zukünftige Ehefrau, die er von Anfang an und bis zu seinem letzten Atemzug abgöttisch liebte. Über all die Jahre konnte man sie immer wieder Händchen haltend erwischen, aneinander gelehnt und einfach glücklich. Als sie vor nunmehr 13 Jahren von uns ging, hat ihm das sehr weh getan und er hat sie schmerzlich vermisst all diese Zeit.
Aus ihrer Liebe entstanden ihre vier Kinder, Josef, Anna, Ingrid und Manfred, auf die er immer sehr stolz war und die er mit aller Liebe und Stärke unterstützte und auch in seinen letzten Tagen immer wieder sagte, wie lieb er sie hat.
Seine zweite große Liebe, das war das Feld. Selbst noch in seinen letzten Jahren konnte man ihn von Frühling bis Herbst draußen auf den Feldern finden – alle, die ihn kannten, wusste genau wo er zu suchen war. Im Frühlung, wusste man, würde man ihn beim Rüben vereinzeln finden, und im Sommer, da brauchte man nur Ausschau halten nach einem Mann, der die fleißig die Ernte einbrachte. Und im Herbst dann, das war klar, würde er wohl gerade bei der Rübenernte sein. Wenn man ihn gefragt hat, warum er sich denn immer so viel Mühe gibt, selbst nachdem dann sein Sohn die Wirtschaft übernommen hatte, so musste er nicht lange überlegen.
„Ich mache das ganze Jahr über Urlaub am Bauernhof!“, hat er immer gesagt und es genau so gemeint. Bis zuletzt hat er sich danach gesehnt, draußen auf dem Feld seine Arbeit zu tun.
Josef war immer dankbar, dass er seine Zeit so verbringen konnte und das tun konnte, was ihm solche Freude bereitete. Er war dankbar für seine Frau, seine Kinder, seine Enkel und Urenkel, seine ganze Familie und seine Freunde. Je mehr von seinen Lieben versammelt waren, desto glücklicher war er. Das Haus konnte gar nicht voll genug sein, und wir rückten alle eng zusammen, um gemeinsam Geburtstage und Feiertage zu feiern. Dass er uns liebte, ließ er uns alle spüren, mit seinem Lächeln, seinen freundlichen Worten, seinem sprudelnden Humor, seinem Stolz auf uns und seiner Fröhlichkeit. Er hieß uns willkommen, unsere Freunde und unsere Familie.
Er war für uns ein Superpapa, ein Superopa, ein Supermensch! Er war für uns alle da, ohne wenn und aber, ohne Zögern und ohne Klage. Seine Hände haben viel gebaut: bei jedem Hausbau hat er geholfen, hat seine Zeit und Kraft und Liebe investiert, um ein Zuhause für seine Kinder und später seine Enkel zu bauen. Jedes Jahr hat er die Palmbuschen für seine Kinder, seine Enkel und sogar seine Urenkel gesammelt, geschnitten und gebunden. Keinen einzigen Geburtstag oder Namenstag hat er je vergessen, hat immer an alle gedacht. Wenn im Dorf etwas zu tun war, dann hat er nur gefragt: Wann und wo? Auf ihn konnte man einfach immer zählen.
Für seine Lieben war er immer da, unerlässlich, und war unser Zuhause, unser Anker. Er war immer jemand, an den man sich wenden konnte, er war ein Hafen, zu dem alle seine Kinder und Enkel zurückkehren konnten. Er war ein Teil von uns, war ein Teil unseres eigenen Lebensweges und hat dazu beigetragen, uns zu den Menschen zu machen, die wir heute sind.
Dass dieser Teil unseres Lebens uns nun entrissen wurde, tut sehr weh, unendlich weh. Aber eines wissen wir sicher: Er wird immer in unseren Herzen sein, die gemeinsamen Erinnerungen werden uns auch in bitteren Zeiten Lächeln bringen und Mut geben, und wir werden immer wissen, dass wir bedingungslos geliebt wurden und dass wir uns glücklich schätzen können, ihn in unserem Leben gehabt zu haben.
Selbst ganz am Ende, da dachte er an uns:
„Danke, danke, danke!“, hat er gesagt, und dann:„Bleibt’s gesund und streitet nicht!“
Er wird uns fehlen. Wir wissen, dass er jetzt endlich wieder mit seinr geliebten Frau, Anna, ist und mit ihr gemeinsam über uns wacht. Wir haben ihn unendlich lieb.
geschrieben am 28.03.2021